Bhumibol Adulyadej – König von Thailand 1946 bis 2016
Bhumibol hatte am 9. Juni 1946 mit 18 Jahren den Thron bestiegen und war damit das zu seiner Zeit am längsten regierende Staatsoberhaupt der Welt, vor Königin Elisabeth II und Fidel Castro.
Das Leben von König Bhumibol Adulyadej
König Bhumibols Geburt
Geboren wurde Bhumibol am 5. Dezember 1927 in den USA, wo sein Vater, Prinz Mahidol Adulyadej, an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) Medizin studierte. Die Mutter war eine Bürgerliche, die später als Königsmutter den Namen Srinagarindra erhielt.
Die Kindheit von König Bhumibol
Bhumibol war das letzte von drei Kindern nach einem älteren Bruder und einer älteren Schwester. Ab 1928 lebte die Familie wieder in Bangkok, wo schon ein Jahr später der Vater an Nierenversagen starb. Die also verwitwete Mutter zog 1933 mit den Kindern in die Schweiz.
Bhumibols Jugend
In der Schweiz begann Bhumibol Adulyadej nach der Matura in Lausanne Technische Wissenschaften zu studieren.
Als 1935 der amtierende, kinderlose König Prajadhipok abdankte, wurde Bhumibols Bruder Ananda Malidol mit 9 Jahren König, wobei zunächst Regentschaftsräte die Regierungsgeschäfte übernahmen.
Der mysteriöse, nie aufgeklärte Tod seines Bruders, des damals 20-jährigen Königs Ananda Malidol, der am 9. Juni 1946 mit einer Kugel im Kopf in seinem Bett liegend aufgefunden wurde, brachte Bhumibol auf den Thron.
1948 verlor Bhumibol bei einem Autounfall am Genfer See ein Auge, weshalb er sein Leben lang ein Glasauge trug.
König Bhumibol
Seit dem 9. Juni 1946 war Bhumibol als Rama IX der 9. König der alten Chakri Dynastie. Den Namen Bhumibol, was »Stärke des Landes« bedeutet, bekam er übrigens erst jetzt als König. Als König in einer konstitutionellen Monarchie war Bhumibol Staatsoberhaupt und damit Oberhaupt des Militärs sowie religiöses Oberhaupt. Um sich auf seine Regentschaft vorzubereiten, wechselte Bhumibol das Studienfach und beschäftigte sich mit Politik- und Rechtswissenschaften.
Bhumibols Aktivitäten
Nebenher verfolgte König Bhumibol vielseitige Aktivitäten:
- Seit er mit 7 Jahren seine erste Kamera geschenkt bekommen hatte, ließ ihn die Fotografie nicht mehr los. Zeit seines Lebens trug er meist eine Kamera bei sich und dokumentierte jedes Geschehen. Seine Fotografien, aber auch die von ihm gemalten Bilder wurden in Ausstellungen gezeigt.
- Mit 15 Jahren entdeckte er den Jazz für sich und lernte, hervorragend Saxophon zu spielen. Er spielte gerne bei Jam-Sessions mit andern Jazzern zusammen, so z.B. in den sechziger Jahren sogar mit Benny Goodman oder Woody Herman. Auch zahlreiche Kompositionen stammen von König Bhumibol.
- Als begeisterter und erfolgreicher Segler gewann er 1967 die Goldmedaille bei den Südostasienspielen.
Königin Sirikit
In Paris hatte Bhumibol die Tochter des thailändischen Botschafters, Sirikit Kitiyakara, kennengelernt und sich mit ihr verlobt. Das Paar heiratete eine Woche vor der offiziellen Krönung. Diese fand am 5. Mai 1950 im Großen Palast statt. Bhumibol machte seine Frau gleichzeitig zur Königin. Seither ist der 5. Mai offizieller Feiertag in Thailand.
Auch nach der Krönung verbrachten König Bhumibol und Königin Sirikit noch einige Zeit in der Schweiz und nahmen am Treiben des europäischen Jetset teil.
1951 nahm der König seine Amtsgeschäfte auf. 1956 verbrachte er 15 Tage als buddhistischer Mönch im Wat Bowonniwet in Bangkok, während Königin Sirikit inzwischen die Amtsgeschäfte führte.
Bhumibol und Sirikit haben vier Kinder, die zwischen 1951 und 1957 geboren wurden: die Prinzessinen Ubol Ratana, Maha Chakri Sirindhorn, Chulabhorn Walailak und den Kronprinzen Maha Vajiralongkorn.
König Bhumibol Adulyadej als Regent
Thailands konstitutionelle Monarchie
Thailand hatte eine absolute Monarchie, die 1932 nach einer unblutigen Revolution in eine konstitutionelle Monarchie mit dem König als Staatsoberhaupt und einem Premierminister als Regierungschef umgewandelt wurde. Der vom König ernannte Staatsrat führt die Regierung. Seit 1946 versah Bhumibol Adulyadej das Amt des Königs. Dieser steht über Politik und Militär. Während der Amtszeit von Bhumibol Adulyadej spielte der Palast im öffentlichen Leben Thailands eine außerordentlich große Rolle. Die Königsverehrung hätte zu Zeiten der absoluten Monarchie nicht größer sein können. Überall in der Öffentlichkeit gibt es überlebensgroße Abbildungen des Königs, aber auch in vielen privaten Häusern sind König und Königin mit Portraits vertreten.
Der König und das Volk
Er war volksnah, bereiste sein Land regelmäßig und setzte sich persönlich für viele Projekte ein. Vor allem lag ihm die Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung am Herzen. Mit seiner Stiftung Royal Project Foundation förderte er seit 1969 die Landwirtschaft, kümmerte sich um Bewässerungsprojekte, aber auch um den Rückbau des Opiumanbaus im Norden des Landes. In seinem Palastgelände hatte er eine Versuchsfarm für Viehzucht und experimentellen Fruchtanbau. Auch Rettungsdienst und Gesundheitswesen waren seine Betätigungsfelder. Sein Motto war, "das Land einzig zum Vorteil seiner Menschen zu regieren". Dazu gehörte, dass er Privatpersonen und Gruppen häufig Audienzen gab.
Die politische Lage während Bhumibols Regierungszeit
Politisch gab es während König Bhumibols langer Regierungszeit seit 1946 immer wieder Zeiten großer Unsicherheiten und Unruhen. Mal putschte das Militär, mal gab es Volksaufstände gegen das Militär. Es gab blutig niedergeschlagene Demonstrationen, kurze demokratische Regierungen, königsloyale und königsfeindliche Militärregierungen. Es gab tiefe gesellschaftliche Gräben zwischen Armen und Reichen, vor allem zwischen der armen Landbevölkerung im Nordosten des Landes und der städtischen Mittelschicht in Bangkok und dem Süden.
Während all dieser Turbulenzen verstand sich König Bhumibol als Garant für Kontinuität und Frieden. Er nutzte seine Macht und sein Ansehen dazu, die Stabilität im Land zu bewahren, wirkte ausgleichend und setzte, wo nötig, auch brutale Militärs ab und moderate ein. Er behielt ein enges Verhältnis zum Militär, blieb dabei eine Integrationsfigur für das Land und wurde als moralische Instanz respektiert.
1957 wurde unter dem royalistisch gesinnten Feldmarschall Sarit Thanarat der Kotau vor dem König wieder eingeführt, d.h. die Forderung, sich vor dem König niederzuwerfen. In den sechziger Jahren wurde der Geburtstag des Königs zum Nationalfeiertag erklärt.
1960 unternahm das westlich aufgeschlossene Königspaar eine ausgedehnte Reise nach Europa und Nordamerika. Zum 60. Thronjubiläum 2006 kamen geschätzt drei Millionen Menschen nach Bangkok, um dem König Respekt zu erweisen. 1987 wurde Bhumibol nach einer Volksabstimmung der Titel »MAHARAT« (Der Große) verliehen.
Politische Lage der letzten zehn Jahre
Die politischen Turbulenzen in den letzten zehn Jahren erlebte König Bhumibol Adulyadej als schwerkranker Mann. Nach einer Lungenentzündung 2009 regierte er drei Jahre lang vom Siriraj Hospital aus, bevor er 2013 seine Residenz in Hua Hin wieder bezog. Seine Geschäfte nahm er vom Rollstuhl aus wahr.
Thaksin und Yingluck Shinawatra
Seit der Wiederwahl von Thaksin Shinawatra zum Ministerpräsidenten 2005, der sich betrügerisch der Korruption und des Amtsmissbrauchs schuldig machte, erstarkte die Bürgerbewegung 'Volksallianz für Demokratie', getragen von den königstreuen Gelbhemden, gegen die Regierung. Die Unruhen gingen nach Thaksins Flucht ins Ausland weiter, als seine Schwester, Yingluck Shinawatra, 2011 Ministerpräsidentin wurde.
Jetzt standen die königstreuen Gelbhemden gegen Yinglucks Rothemden. Die massiven Proteste gegen das Kabinett Yingluck legten das öffentliche Leben in der Hauptstadt Bangkok wochenlang lahm. Am 7. Mai 2014 wurde Yingluck Shinawatra wegen Amtsmissbrauch als Premierministerin durch das Verfassungsgericht abgesetzt. Am 27.09.2017 wurde sie in Abwesenheit zu einer 5-jährigen Haftstrafe verurteilt wegen Korruption und Verschwendung von Steuergeldern. Durch Flucht ins Ausland, vermutlich nach Dubai, entzog sie sich der Inhaftierung.
Militärputsch 2014
Mit dem Militärputsch von 2014 wurde diese bürgerkriegsähnliche Situation beendet. Die Militärjunta sorgt seither mit starken, auch die Meinungs- und Versammlungsfreiheit einschränkenden, Maßnahmen für Ruhe.
Nach dem Tod von König Bhumibol
Nach dem Tod von König Bhumibol am 13. Oktober 2016 ordnete das Militär eine strenge 30-tägige Trauer an mit restriktiven Vorschriften (schwarze Kleidung, Verbot aller Feierlichkeiten, in Fernsehen und Radio sind nur Sendungen über den König erlaubt und die nur in Schwarz-Weiß...) und unter Androhung harter Bestrafung für Verstöße gegen den § 112 des thailändischen Strafgesetzbuches, den Majestätsbeleidigungsparagrafen.
Der Tod des Königs löste eine Welle von Trauer aus, die das ganze Land überschwemmte. Millionen Menschen tragen schwarze oder zumindest gedeckte Kleidung. In endlosen Schlangen stehen sie weinend vor dem Palast, in dem der König aufgebahrt liegt. Gegen offensichtlich nicht tief genug Trauernde kommt es zu wütenden Reaktionen aus dem Volk. Die öffentliche Trauer wurde vom Militär auf ein Jahr festgesetzt.
Inzwischen wurde der Thronerbe, nämlich der einzige Sohn von König Bhumibol, der 65jährige Maha Vajiralongkorn, formal zum König proklamiert und hat die königlichen Amtsgeschäfte übernommen. Seine Krönung zum König Rama X wird aber nicht vor Ablauf der einjährigen Trauerfrist im Oktober 2017 erfolgen.
Auch die älteste Schwester von Varijalongkorn, Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn, ist in der Öffentlichkeit mit verschiedenen Projekten präsent. Sie ist als »Phra Thep« (edler Engel) beliebt beim Volk.
Ein Jahr nach dem Tod von König Buhmibol
Nach der einjährigen Staatstrauer fand die Einäscherung des verstorbenen Königs am 26.10.2017 in dem goldenen, auf Sanam Luang extra errichteten Krematorium statt. Maha Vajiralongkorn, als Sohn und neuer König, führte den Trauerzug mit 300 000 schwarzgekleideten Thailändern an. Zahlreiche hochkarätige internationale Gäste gaben dem beliebten König die letzte Ehre. Mit Ablauf der 5-tägigen Trauerzeremonie kehrte Thailand zum normalen Alltag zurück.
Perspektiven
In einigen Monaten findet die Krönung von Maha Vajiralongkorn zu König Rama X statt. Zum ersten Mal seit dem Militärputsch im Mai 2014 sollen in Thailand wieder Parlamentswahlen stattfinden.
Quellen: DIE ZEIT 13.10.2016 | SPIEGEL 20.10.2016 | lonely planet 2016 | Süddeutsche Zeitung Juni 2016 | MEYERS Neues Lexikon 1981 | PLOETZ, Auszug aus der Geschichte
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